Donnerstag, März 30, 2006

Filmtipp der Woche: Jericho´s Echo - Punk in the holy land


Am 4. April 2006 wird im Eiszeitkino Berlin "Jericho´s Echo" aufgeführt, bei der die Autorin Liz Nord anwesend sein wird und sich noch Fragen aus dem Publikum stellen. Die us-amerikanische Filmemacherin Liz Nord, die diesen Film nicht nur drehte, sondern auch selbst finanziert, hat eine Bestandsaufnahme der israelischen Punkszene angefertigt und gewährt dem Zuschauer einen Einblick in das Leben von Punks in Israel: Stagediving, Haare färben, Konzerte besuchen oder abhängen.
Spannend an dem Film ist weniger das international übliche Niveau der musikalischen Darbietung der Bands im D.I.Y. Stil und das übliche Zubehör, sondern die Frage, wie leben und Überleben die israelischen Punks in einem Staat, der permanent von der Vernichtung bedroht sind.
Zu den Höhepunkten des Films zählen gerade die Stellen, an denen die verschiedenen Angehörigen der Punkszene von Freunden und Menschen aus ihrer Umgebung berichten, die durch Selbstmordattentäter getötet wurden. Dieser Bedrohung des Lebens sind alle ausgesetzt, trotzdem versuchen die Punks ihr Leben weiterhin außerhalb der Gesellschaft zu organisieren, soweit das ihnen möglich ist. Einem solchen traumatisches Ereignis scheinen die meisten mit Zynismus, Abgeklärtheit und Distanz zu begegnen.
Damit wären wir auch schon beim zweiten wichtigen Punkt, der auch im Film gut heraus gearbeitet wird: alle Jugendlichen werden zur IDF gehen (müssen). Das wird auch als Grund dafür genannt, dass die Punkszene in Israel sehr jung ist. Kaum einer kehrt nach dem Militärdienst zurück, wohl auch deshalb, weil der Druck innerhalb der IDF ein gesellschaftskonformes Leben zu führen sehr hoch ist. Der einzige Weg sich vom Militärdienst befreien zu lassen, ist es, sich psychisch Krank schreiben zu lassen, was allerdings negative Auswirkungen auf das weiter Leben hat. Einige wenige machen aber auch nach ihrer Zeit bei der IDF weiter, die bekanntesten Vertreter sind hier Useless I.D., die auch schon Tourneen in Europa und USA gespielt haben.
Eine spannender Dokumentarfilm, über eine Szene, die sich vordergründig von Punk und Hardcore Communities in anderen Länder nicht unterscheidet. Dennoch können die Szeneangehörigen, wie alle Menschen in Israel, sich von den politischen Realitäten nicht verschließen und entfliehen. Mehr zum Film auf der zugehörigen Homepage und dem Blog der Filmemacherin.